Ultra Rad Challenge Kaindorf Juli 2019 (diverse Autoren)

Meine ‚kurze‘ Story zu Kaindorf 2019 (Manfred Mörtl):

Falls man einen 24h-Bewerb in eine kurze Story packen kann – ich probier’s mal. Am 19.Juli, ein paar Stunden vor dem Start, richtete ich mit Sabine unseren „Support-Stand“ auf einem perfekten Platz unter Bäumen oben am Weixelberg ein – der dann auch noch als „Basis“ für unsere 12h-Fahrer Christian und Matthias vorgesehen war. So richtig begann es dann mit dem Start um 18 Uhr vor der Mehrzweckhalle in Kaindorf. Obwohl ich schon Tage zuvor etwas angespannt und leicht nervös war – wusste ja was mich erwartet und wollte es doch besser machen als im Vorjahr – ging ich es dann doch relativ entspannt an. Von Anfang an war es allerdings ein Gedränge…fragt man sich wozu bei 24 Stunden!? Dann auch schon ein arger Sturz unmittelbar links vor mir nach knapp 3 km! Ich sehe noch wie der Typ fliegt, weiche über rechts aus – ½ Meter an seinem Kopf vorbei!! Ein Krachen, Bremsen quietschen erst gar nicht, weil es so unvermittelt und schnell ging, eine Frau schreit wie am Spieß! Ich bin froh die „erste Hürde“ gemeistert zu haben – ein Wahnsinn. In der zweiten Runde steht dort schon ein Rettungswagen – muss wohl ärger gewesen sein.

Die erste Runde ging’s dann mit knapp 43 km/h Schnitt dahin, insgesamt pendelte es sich bis zum Schluss dann bei ca. 32,8 km/h ein. Ich war anfangs sehr gut drauf, fuhr mit den Sieganwärtern vorne mit…allerdings war mir eines klar: DAS konnte ich nie und nimmer durchhalten! Leider war es zu geil in dieser Gruppe und ich genoss die Art wie wir fuhren – es war wie ein hartes Rennen bei dem man 2-4 Stunden alles gibt – blöd nur, dass dann noch so ca. 20 Stunden überbleiben. Als ich dann schließlich abreißen lassen musste, dann sogar den späteren Sieger in der 50+-Klasse einmal überrundete, war ich auch mal eine Zeit lang „virtuell“ am Stockerl!

Langsam wurde es dann aber doch mühsam. Mein linkes Knie (eh schon ramponiert von diversen Stürzen) meldete sich immer wieder sanft, das Rad schnarrte immerzu (weiß jetzt: es war eine „trockene“ Kette), die Verpflegung wollte nimmer so runter (wenn du einen Riegel kaust und dieser in den Backen immer mehr wird, nur runterschlucken geht nicht), Squeezies zu schlucken brachte mich knapp an die Kotzgrenze, die Müdigkeit schlug so um 3 Uhr Früh bissl zu und die Sitzprobleme wurden leider immer unerträglicher.

Einmal dachte ich, dass es NUR mehr ca. 8 Runden sind bis die 12h-Teilnehmer um 6 Uhr loslegen – das war aber durchaus kein Lichtblick für mich, sondern eine zusätzliche Herausforderung. Ich fühle mich schon komplett ausgelaugt im Kopf, wenn ich 1 ½ Stunden am Ergometer oder 1 Stunde in der Kraftkammer verbringe – das „Hamsterradfahren“ auf der knapp 18 km langen Runde löste in mir ähnliche Zustände aus! Es ging mir dann wieder besser als der Tag erwachte, die Sonne sanft schien und mehr Leute auf der Strecke unterwegs waren.

Aber: dann wurden meine Sitzbeschwerden immer schlimmer – ich konnte kaum Druck am Pedal erzeugen und wetzte auf meinem Sattel hin und her. Dies in Verbindung mit meinem schlechter werdenden muskulären Zustand zwang mich dann auch irgendwann einen Halt bei Sabine einzulegen. An ein Weiterfahren war tatsächlich kaum mehr zu denken! Sabine überredete mich zu einer kleinen „Zwangspause“ im Auto – die allerdings von Übelkeit und seinen Folgeerscheinungen im nahegelegenen Wald – unterbrochen wurde…ich war schon sehr am/bissl übern Limit. Die anderen Mitstreiter meinten dann noch, dass ich gar nicht gut aussehe – und ich entschloss mich auf meinen Körper zu hören und abzubrechen, denn es gibt da auch noch den Faktor „Gesundheit“ der über allem steht (ja, auch über dem Radeln!). Nach einer längeren Schlaf-/Ruhephase sattelte ich dann noch einmal auf, denn ich musste ja noch meinen Chip unten abgeben. Die 4 km zum Start-/Zielbereich war enden wollend angenehm, ein schmerzfreies Sitzen nicht möglich.

Der Moment in dem du dir deinen Zeitnehmungs-Chip vorzeitig abnimmst ist nie ein angenehm erlösender – bei mir herrscht eher ein Gefühl des Versagens, des Aufgebens, des Geschlagenseins…ein DNF gibt’s normal nicht (erst 3x in meinem Radlerleben, 2x in Kaindorf)! Aber: Kopf hoch, zurück zu Sabine, versuchen die anderen noch bestmöglich mit Worten zu motivieren und dann langsam die Zelte abbrechen und wegräumen…ja, das Leben geht weiter.

Letztlich bin ich selbst nicht ganz stolz auf mein „Abschneiden“ obwohl die rohen Zahlen und der immerhin 12. Platz in der AK H-50+ etwas Anderes ausdrücken:

  • Offiziell bin ich 554,9 km gefahren (davon ca. 550 km am Stück) … Tulln – Triest (mit Stopp in Klagenfurt)…

  • Ich war knapp 17 Stunden am Rad unterwegs…

  • Ca. 5600 Hm sind kein Pappenstiel…

  • Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 32,8 km/h…

  • Die Höchstgeschwindigkeit bergab war schlappe 78 km/h…

  • Details am Rande: 7200 Kalorien „verbrannt“, 97 Schaltvorgänge vorne, 2692 (!) hinten…

Nach meinem Ende bei dem Bewerb und auch noch lange auf der Heimfahrt versprach ich, dass dies mein definitiv letzter Versuch eines 24h-Rennens war. Heute, 2 Tage und eine Radfahrt in die Arbeit später, denke ich dummerweise schon wieder anders. Ja, ich habe Fehler gemacht…aber viel weniger als beim ersten Mal 2018! Hmm…was sagt mir das?

Mein ganz besonderer Dank gilt wieder einmal meinem Schatz, der Sabine. Sie war bis lange in die Nacht unermüdlich damit beschäftigt mir auf meinen Zuruf was für die nächste Runde herzurichten – sei es nun Verpflegung oder Bekleidung. Alles vorbereitet gönnte sie sich ein paar Stunden Schlaf bevor es um ca. 4 Uhr wieder „Tagwache“ hieß – ich kann gar nicht beschreiben wie ich mich fühlte als es deutlich härter wurde und sie „da war“…

Erwähnen möchte ich noch das tolle Abschneiden von Christian Brandlehner (358 km, 21. AK) und Matthias Schmid (322,2 km, 235. AK) beim 12h-Bewerb und der zusätzlichen Unterstützung von Christians Frau Cornelia.

So, jetzt kommt mal die verdiente (und dringend notwendige) Pause – habe heuer schon etliches hinter mit an Rennen, die nächsten Wettkämpfe kommen Gott sei Dank erst Ende August wieder auf mich zu.

12h-Bewerb Kaindorf 2019 (Matthias Schmid):

Meine 1. Ultra Radchallenge Kaindorf,
als erstes danke an den Martin Wallner für den Startplatz ohne dich hätte ich es wahrscheinlich nicht gemacht. 
Als Training für diese Challenge gab es heuer meine Rennrad Reise durch fast ganz Österreich und ein paar längere Ausfahrten an freien Tagen.
Nach der Ankunft in Kaindorf hab ich mal gleich mal einen Parkplatz gesucht, fürs nächste Mal sollte er auch schattig sein. Nachdem ich die Start-Unterlagen abgeholt habe habe ich den Manfred und die Sabine in ihrem Camp bzw in unserer Ladestation besucht und hab mir danach Manfreds Start beim 24h Rennen angesehen – hatte ja Zeit bis 6 Uhr morgens bis zu meinem Start mit dem Christian bei der 12h Classic Distanz. Den restlichen Abend hab ich ruhig verbracht mit Essen und Erholen.
Morgens pünktlich um 4:30 ging es zum Frühstück und anschließend zur Fahrerbesprechung durch den Veranstalter (sehr zu empfehlen wenn mal das erste Mal dabei ist). Pünktlich auf die Minute wurde um 6 Uhr  gestartet in ein hartes 12h Rennen mit vielen Hochs als auch Tiefs. Die ersten 160 km sind noch relativ locker gegangen, doch irgendwann kam dann doch der Mann mit dem Hammer der dich dann mal umhaut und man glaubt man fällt vom Rad da hilft nur noch eins: viel essen und trinken das man wieder zu Kräften kommt und dann durchbeissen, dass man sein Ziel noch erreicht. Bei mir waren es die + 300 pünktlich um 18 Uhr ins Ziel zu rollen.
Zum Abschluss möchte ich mich bei meinen Eltern der Sabine und der Caroline bedanken, ohne euch hätte ich mein Ziel wohl nicht erreicht DANKE, DANKE DANKE ihr seid der Wahnsinn.

12h-Bewerb ULTRA Rad Challenge 2019 (Christian Brandlehner):

Mein Bericht zur URC 2019: Nachdem ich mich bereits 2018 dieser Herausforderung, in 12 Stunden so viele Kilometer wie möglich zurückzulegen, gestellt habe, wollte ich zunächst keine Wiederholung. Ich war damals an die Grenze der körperlichen Leistungsfähigkeit gegangen. Das Rennen endete damals auch in einem Gewitter bei stömendem Regen. Ich erinnere mich noch, dass ich mit Schüttelfrost neben dem Auto stand und minutenlang gekämpt habe den Schlüssel aus der Tasche zu holen,dann habe ich mich in eine Thermodecke eingerollt und bei voller Heizung ins Auto gelegt. Aber: einige Tage später nur noch froh, diese Leistung gebracht zu haben.
Relativ rasch hat mich Manfred überzeugt, dass wir es 2019 erneut versuchen müssen. Diesmal sollte die Vorbereitung viel besser sein und auch die Unterstützung vor Ort war ein wesentlicher Teil der Vorbereitung.
Für mich war das Thema Ernährung und Trinken der Schlüssel zum Erfolg: Hungerast, Krämpfe, Dehydrierung, Übelkeit – all das muss verhindert werden. Ich wurde dann im Shop von Christof Strasser (Race Across America Sieger) fündig: Trinknahrung und ein ISO-Pulver. Besonders das ISO „GSFood Hi End Energizer“ wirkt bei mir Wunder – kein Krampf während des Rennens und auch nicht in der Nacht danach!

Das Rennen: Es ging zügig vom Start weg. Matthias und ich sind gut mit der Gruppe mit gekommen, das Wetter war Morgens noch herrlich und so sind wir mit knapp 34 bis 35 km/h Schnitt über den 18 Kilometer langen Rundkurs gebrettert. Ich erinnerte mich dann aber doch an meine Planung und habe wegen des hohen Pulses von 160 bis 165 bpm beschlossen, das Feld und Matthias ziehen zu lassen. Es folgten einige Stunden mit dennoch hohem Tempo (über 30 km/h Schnitt) während derer es immer wärmer wurde. Hatten wir in der Früh noch 12 Grad Celsius, waren es am frühen Nachmittag schon 34 Grad Celsius. Ich habe die Hitze nicht besonders gut vertragen und mein Tempo ging runter. Statt Rundenzeiten knapp über 30 Minuten benötigte ich plötzlich 40 Minuten. Schmerzen setzten ein, eine Druckstelle am rechten Fuss schmerzte höllisch. Ich wechselte die Socken, das half ein wenig. Gegen 15:30 Uhr, da hatte ich knapp 280 Kilometer hinter mir, wurde es wieder etwas kühler – meine Rundenzeiten verbesserten sich und ich kam wieder zu Kräften. Schliesslich überrundete ich Matthias und erkannte, dass die 12 Stunden ohne Pause schaffbar sind.
Noch kurz zur Strecke: Der Rundkurs ist 18 Kilometer lang und hat so circa 160 bis 180 Höhenmeter. Die Steigungen sind knackig, die Abfahrt rasant. Mein Top-Speed war 78 km/h. In der Abfahrt nicht zu bremsen kostet echt Überwindung, weil man nicht um die Kurve sehen kann und blind hinein fährt.
Schließlich bin ich nach 12 Stunden 13 Minuten ins Ziel gekommen, habe 358 Kilometer zurückgelegt und der Garmin hat 3.721 Höhenmeter aufgezeichnet. Das bedeutet: 21. Rang in der allgemeinen Klasse. Auf den 20. fehlen bittere 12 Sekunden, die könnten der Grund sein, warum ich 2020 nochmal fahre.

Im Vergleich zu 2018, wo ich ohne Betreuung vor Ort und ohne Spezialnahrung, 306 Kilometer gefahren bin, war ich diesmal nicht am Rand des Zusammenbruchs; am Tag danach zwar erschöpft aber schmerzfrei. Grund dafür: die hervorragende Betreuung vor Ort. Sei es das Putzen der Brille, das Wechseln der Trinkflasche gegen eine frische Flasche mit kaltem Inhalt oder das Eincremen mit Sonnenschutz – alles perfekt abgelaufen. DANKE an alle Helfer!!!!

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